Freizeitindustrie expandiert !

Hofgut, Reitsportanlage, Waldschlösschen, Hotelkomplex Mengehof, Manufakturgastronomie ... es geht immer weiter ...



Aktuelles


Hofgut distanziert sich (beim 2. Runden Tisch) von facebook-Zahlen auf der eigenen facebook-Seite

Das Hofgut Dagobertshausen unterhält bzw. pflegt eine Facebook-Unternehmensseite für seine Locations (Event- und Kulturscheune) https://de-de.facebook.com/Eventscheune/. Auf der Startseite ist VILA VITA MARBURG GMBH mit Geschäftsführung Stephan Bretz und Michael Hamann vermerkt. Über diese Website werden regelmäßig bevorstehende Events angekündigt. Dass sich das Hofgut dieser Plattform trotz der von den GF bezweifelten Seriosität bedient und umfangreiches Datenmaterial zur Anzahl von Gästen bei den Events offensichtlich ungeprüft im öffentlichen Netz kursieren ließ und lässt und/oder diese nunmehr als falsche Teilnehmer-/Gästezahlen deklariert, ist erstaunlich.

 

Zitat des verantwortlichen Geschäftsführers Hamann zum eigenen facebook-Auftritt:

 

"Fakt ist, wir sind User bei Facebook und unsere Locations haben entsprechende Seiten auf dieser Plattform, mit welchen andere User auf verschiedene Weisen interagieren können; von „Liken“ über Kommentieren, „Teilen“ bis zu „Ich war dort/dabei“ Meldungen. Alles Interaktionen, die wir als Betreiber weder beeinflussen, verändern noch „veröffentlichen“ können. Wir nehme dieses im besten Fall nur zur Kenntnis; so funktioniert Social Media. Über die Seriosität solcher „Beiträge“ und Zahlen wird zu Recht eine große öffentliche Diskussion geführt."

 

Sind wir - die Stadtteilinitiative - jetzt also "Lügner" oder "Naive" (wie die Geschäftsführer Hamann/Bretz uns im Runden Tisch beschimpft haben), weil wir uns auf eine vom Hofgut betriebene facebook-Webseite bezogen hatten?

 

Ist es seriös solche Seiten zu betreiben im Wissen um ihre "Schattenseiten"? Kann man voraussetzen, dass die Funktionsweise von facebook mit ihren „Schattenseiten“ allgemein bekannt ist? Auf welche Zahlen soll man sich dann beziehen, wenn Vila Vita keine erhebt (s. unten)?

 

Der Hinweis des Hofguts kommt darüber hinaus etwa 2 Jahre zu spät. Die Daten wurden im Zusammenhang mit dem Buch: Dagobertshausen – Ausverkauf eines Dorfes? erhoben bzw. geschätzt, welches im Jahr 2020 erschien. Die auf der Webseite der Stadtteilinitiative publizierten Daten entstammen diesem Buch. Und dennoch hält Vila Vita/ Hofgut an seiner Aussage bis heute fest: dass es sich hier um „eine bewusste Täuschung des Lesers“ handelt (…) „die wider besseres Wissen“ geschah.

Hofgut stellt die von der Stadtteilinitiative ermittelten Daten in Frage

Die von den Hofgutverantwortlichen aufgeworfene Frage, ob die seitens der Stadtteilinitiative für die Vergangenheit  (für die Jahre 2018; 2014 - 2019)  erhobenen Daten den Vorhalt der Unwahrheit (genauer: Der Lüge) erfüllen, ist in der Tat  nebensächlichWeil die Initiative immer nur auf vorhandene Daten aus dem Internet und andere Medien zugreifen konnte (die mit Quellenfehlern behaftet sein können) mussten zum Teil auch Vergröberungen in Kauf genommen werden. Wesentlich war dabei die Darstellung von ungefähren Größenordnungen. Ob das Dorf Dagobertshausen im Jahr 2018 von exakt 60, 80 oder 100 Tausend Besuchern pro Jahr überschwemmt wurde ist dabei unerheblich, jede dieser Größenordnungen ist unangemessen im Verhältnis zur Einwohnerzahl von ca. 350.  

 

Die seitens der Behörden genehmigten Zahlen zu Einzelveranstaltungen werden auch nach den Werbeangaben der Hofgutunternehmen regelmäßig überschritten.

 

Beispiel: (BTB 45/2015) „Nutzungsänderung Eventscheune“: Hier wurde die Umnutzung der ehemaligen Scheune für bis dahin weniger als 200 Personen in eine "Versammlungsstätte" mit bis zu 350 Personen beantragt und genehmigt. Tatsächlich wird diese "Versammlungsstätte" aber schon seit etwa 2013 - ausweislich der Eigendarstellung der zusammengefassten Eventbetriebe im Internet unter www.hofgut-dagobertshausen.com nicht etwa nur für bis zu 350 Personen, sondern für bis zu 3.000 Personen beworben.

 

Wichtig ist mithin die Vorlage von validen Daten durch die Vila Vita - Hofgutunternehmen selbst! Das gilt auch für Themen, die zuletzt im RT  behandelt worden sind. Vor allem im Hinblick auf künftige Entscheidungen in Politik und Verwaltung u.a.

  • zur beantragten Manufaktur-Gastronomie Dagobertshäuser Str. 6
  • zur Erweiterung der Reitsportanlage und nicht zuletzt
  • zum Erlass einer Erhaltungssatzung für den Ortskern und einen städtebaulichen Rahmenplan für den gesamten Ort

sind diese Informationen sehr wichtig.

 

Existieren diese Daten derzeit tatsächlich nicht in den Unternehmen? Wenn es dort angeblich keine Statistiken gibt, beispielsweise zur Anzahl der Hochzeitsevents/Gäste, der Restaurantgäste oder der DVAG-Berater*innen-Meetings oder der Firmenevents, worauf gründet sich dann eigentlich die Behauptung, dass die Stadtteilinitiative ganz offensichtlich mit falschen Zahlen operiert? 

 

Die unverbindliche Aussage von GF Hamann zur Forderung von verlässlichen Zahlen, dass „man dies tatsächlich einmal tun müsste“ reicht hier bei Weitem nicht aus. Die Stadt und der RP sollten deutlich machen, dass weitere Genehmigungen und beantragte Plananpassungen erst dann möglich sein werden, wenn die Unternehmen nachvollziehbare Angaben zu aktuellen und künftigen Besucherzahlen  liefern.

 


Leben und Wohnen in Dagobertshausen – eine Neben- oder Hauptsache?

Gibt man in die Suchmaschine von Google den Begriff 'Dagobertshausen' ein, präsentieren sich die ansässigen Gewerbebetriebe – Hofgut, Reitsportanlage, Waldschlösschen, neuerdings mit Iglu Erlebnis usw. – äußerst umfangreich und werbewirksam. Es kann und darf gefeiert werden, „ausgelassen“, durchgängig und in nahezu unbegrenzten Dimensionen. 

Dass hier auch rund 350 Menschen leben, scheint im Bewusstsein der digitalen und kommerziellen Werbe-Welt keine Rolle zu spielen. Die Einwohner kommen nicht vor auf den Internetseiten, so als gäbe es sie gar nicht. So entsteht der Eindruck, als handele es sich bei dem Ort mit dem lustigen Namen einfach nur um einen riesigen Freizeitpark.

 

Wie in keinem anderen Stadtteil von Marburg wurden in Dagobertshausen in den zurückliegenden Jahren kulturhistorisch bedeutsame Liegenschaften und wertvollste Ackerflächen in Gewerbetriebe für den ländlich orientierten Massenkonsum mit angeschlossenen Parkflächen verwandelt. Immer wieder haben die Betriebe bzw. die dahinterstehenden Gesellschafter dabei einfach Fakten geschaffen, indem zum Beispiel Abrisse, Aufschüttungen und Umbauten an denkmalgeschützten Gebäuden ohne Bauantrag und Genehmigung vorgenommen wurden. Die dabei angefallenen erheblichen Bußgelder der zuständigen Behörden wurden anscheinend billigend in Kauf genommen, weil ihre Größenordnungen zwar durchaus beträchtlich waren, nicht aber im Verhältnis zur Finanzkraft der Investoren. Auf dieser Weise wurden „Fakten“ geschaffen, die dann regelmäßig durch nachträglich eingereichte Bauanträge und/oder die Zahlung von Bußgeldern, ordnungsrechtlich „geheilt“ wurden. 

 

In der politischen Welt von Marburg drehte sich lange Zeit fast alles ausschließlich um diese Freizeitindustrie*, wenn das Thema einmal auf den kleinen Stadtteil kam. So konnte der Eindruck entstehen, dass die Entscheider aus Politik und Verwaltung über Jahre hinweg eine Expansion der örtlichen Freizeitindustrie nicht nur bedenken- und planlos zugelassen, sondern auch bewusst befördert haben. Bedenken haben die zuständigen Stadträte immer zurückgewiesen. Einwände seitens der Aufsichtsbehörde (Regierungspräsidium) gab zwischenzeitlich zwar, aber auch diese wurden entweder vor der Macht des Faktischen oder aus „übergeordneten“ Gründen zurückgestellt. Eine Stadt(teil)Entwicklung, die die Bedürfnisse der Wohnbevölkerung berücksichtigt hätte, hat es nie gegeben, stattdessen hat man die Investoren einfach mal machen lassen.

* Was ist eigentlich eine Freizeitindustrie? Nach Wikipedia bedeutet Freizeitindustrie: Industriezweig, der besonders die Bedürfnisse der Menschen in ihrer Freizeit befriedigt. Mit Freizeitindustrie als Substantiv wird auch der Wirtschaftszweig benannt, der Waren und Dienstleistungen für die Gestaltung der Freizeit produziert. Der Industrie-Begriff suggeriert dabei, dass diese Güter massenhaft bzw. für die Massen produziert werden. Zusammengefasst mit dem Begriff Tourismus bedeutet Freizeitindustrie auch: Mehr Müll und mehr Wasserverbrauch und die Schaffung einer Monokultur, in der es zum großen Teil schlecht bezahlte Jobs für Geringqualifizierte gibt.



Dagobertshausen: Der Wandel in knapp 10 Jahren (2010 bis 2019)

In knapp zehn Jahren wurde der Ort explosionsartig zu einer Art "Event-Location" verändert und ein Ende ist nicht in Sicht: Als nächstes soll der ehemalige Mengel-Hof im Ort in einen überdimensionierten Hotel-, Konferenz- und Restaurant-Komplex umgewandelt werden. Die Nutzung dieses Komplexes für weiteren Event und Party-Betrieb ist laut Bauantrag nicht ausgeschlossen. 

 

Schon jetzt umfasst das Gebiet der Gewerbebetriebe samt Parkplätzen in Dagobertshausen mehr als ein Drittel des Wohnortes (siehe u.a. Bilder) – Tendenz: Expansiv steigend! Die Betriebe dieser einzelnen Investorenfamilie expandieren somit auch flächenmäßig. Erkennbar geworden ist der Versuch, weitere freiwerdende Immobilien und Flächen aufzukaufen. Würden auch noch weitere größere Liegenschaften im Ortskern aufgekauft, wäre nach den bisherigen Erfahrungen alles denkbar: Hauptsache es rentiert sich. Das alles natürlich nachhaltig, idyllisch und familiär - wie in den Hoch-Glanz-Prospekten und auf den Internetseiten der Betreiber heißt. Vorstellbar wäre dann eben auch, die Fortsetzung eines Alptraums.