Bericht Lokale Agenda Nachhaltige Stadtentwicklung am 27.06.2024
„Dagobertshausen war ursprünglich mal ein ganz kleiner ruhiger Ort. Vielleicht haben sich das manche auch ausgesucht und dafür in Kauf genommen, dass es keinen Kindergarten
und keine Schule gibt und die Busverbindung schlechter ist … Dann ist irgendwann ein Hof verkauft worden … mit sehr viel Aufwand hergerichtet worden und der Hof hat jetzt eine große Scheune und
darin kann man größere Veranstaltungen machen und das ist viel besser gelaufen als je einer angenommen hat als es losging, muss man wissen. Dann gibt es bei den Besitzern eine Affinität zu
Pferden, deswegen haben die dann irgendwann einen großen Reitstall gebaut. Das ist so Schritt für Schritt gewachsen – das war alles vor meiner Zeit … Da ist nicht ein Plan da
gewesen, wir setzen jetzt ein Eventzentrum ins ruhige beschauliche Dagobertshausen. Das hätte ja nie ein Mensch gemacht, sondern da gab es Schrittchen für Schrittchen … dadurch hat
sich für den kleinen Ortsteil Dagobertshausen eine Spannung ergeben, mit der vorher glaube ich keiner gerechnet hat als das losgegangen ist. Diese Frage muss man jetzt lösen; man muss gucken, wie
sorgt man dafür, dass die Interessen der Dagobertshäuser so gut wie möglich gewahrt werden. Zum Beispiel, indem man draußen keine laute Musik machen kann, indem regelmäßig die Polizei, also das
Ordnungsamt kommt und misst … Also man hört die dann, aber man hört sie nicht lauter als die Vögel, es ist halt kein Vogel … Ich glaube, wir sollten ´mal zu einem abgeschlossenen
Plan kommen, ja, was eigentlich noch drin sein soll und was nicht und dann ist auch ´mal gut. Man muss da ´mal zu einer Klärung kommen und einmal endgültig abschließend
sagen …“
(O-TON, OB Dr. Thomas Spies, Vorortdialog Elnhausen - Dagobertshausen 30.09.2020)
Weitere O-Ton-Aussagen von Magistratsmitgliedern 2012 - 2024
Bericht Sitzung des Bau- und Mobilitätsausschusses am 08.05.2024
hier: Tagesordnungspunkte
- Rahmenplanung für den Stadtteil Dagobertshausen VO/1920/2024
- Abriss der Scheune Hof Mengel
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Vorlagen zur Expansion des Pharmastandortes Görzhausen: Die drei Vorlagen zu Görzhausen I – Parkhauszwischennutzung – (Satzungsbeschluss),
Görzhausen II (Feststellungsbeschluss), Görzhausen III (Satzungsbeschluss) wurden erwartungsgemäß von allen Fraktionen – außer den beiden Linken-Fraktionen – beschlossen.
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Zum Rahmenplan für den Stadtteil Dagobertshausen trägt OB Dr. Spies (SPD) vor: Verweis auf die vorangegangene Moderation („Runder
Tisch“), „erfolgreiche und wünschenswerte Entwicklung“, inzwischen „sehr beruhigte Lage“ etc. Dank i.d.Z. an OV Reckling. Ziel Rahmenplan: „Möglichst umfangreich einvernehmliches“
Ergebnis unter Einschluss aller Beteiligen (also auch der Geschäftsführungen Hofgut etc., die bereits zugesagt haben).
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Rahmenplan Dagobertshausen: Fr. Bauder-Wöhr (Marburger Linke) fragt nach dem Ausstieg bzw. Wegzug von Herrn Rautenberg. Ich melde mich zu
Wort, stelle mich vor, korrigiere den angeblichen Wegzug und biete weitere Auskünfte an. Frau Bauder-Wöhr bittet darum, mir das Wort zu erteilen. Der Ausschussvorsitzende Hr. Heck (CDU)
lehnt ab mit der Begründung, dass ich dem Ortsbeirat nicht mehr angehöre. Frau Bauder-Wöhr (Marburger Linke) stellt weitere Fragen zur Verbindlichkeit des Rahmenplans.
Frau Bastian (Die Linke) stellt fest, dass der Rahmenplan 15 Jahre zu spät käme und stellt auf die
aktuell neu hinzu gekommenen Belastungen für den Ort ab (Görzhausen IV und weitere Erweiterungen durch Investor Pohl. Außerdem fehlten in der Vorlage Terminvorgaben. OB Dr. Spies (SPD)
sieht keine Eilbedürftigkeit: Erst Rahmenplan dann Baurecht schaffen. Stadtrat und Baudezernent Dr. Kopatz (Klimaliste Marburg) empfiehlt: Vergangenheitsbewältigung beenden und in die
Zukunft schauen. Ergebnis der Abstimmung: Einstimmigkeit für Erstellung einer Rahmenplanung.
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Abriss der
Scheune Hof Mengel: OB Dr. Spies trägt vor, dass der Bauherr (Fam. Pohl) nach der Baugenehmigung eines Hotelkomplexes (ehemaliger Hof Mengel) im März 2021
sodann im März 2023 einen Antrag zum Abriss der Scheune gestellt, der vom Denkmalschutz im April 2023 abgelehnt worden sei. Dagegen habe der Bauherr Widerspruch eingelegt. Diesem
Widerspruch habe der Magistrat mit Beschluss vom 19.02.2024 abgeholfen. Dafür sei ein neues Angebot des Bauherrn entscheidend gewesen, wonach er anstelle des Hotels ein Boardinghouse
bauen zu wollen. Damit habe der Bauherr „zu Gunsten des Dorffriedens“ auf den bereits genehmigten Hotelbetrieb und damit auf wirtschaftliche Interessen verzichtet. Danach hat die
Bauaufsicht eine Abrissgenehmigung erstellt. Herr Reckling stellt fest, dass vor dem Abriss keine weitere Information/Beteiligung des OBR stattgefunden habe. Man sei also vom Abriss
überrascht gewesen. Stadtrat Dr. Kopatz (Klimaliste Marburg) verweist dazu auf den zuvor benannten Beschluss vom 19.02.2024. Die Sachlage sei somit bekannt gewesen.
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Denkmalschutz: Die
Linken tragen denkmalschutzrechtliche Bedenken zum Abriss der Scheune vor. OB Dr. Spies (SPD) nahezu wörtlich dazu: Ihm sei der Dorffriede wichtiger als der
Denkmalschutz. Mithin sei der Abriss und die Genehmigung des Boardinghouse-Konzepts auch ein Ausfluss aus der vorangegangenen erfolgreichen Moderation zum Zwecke der
Wiederherstellung des Dorffriedens. Herr Reckling bezweifelt sogar (in seiner Funktion als Ortsvorsteher), ob die Scheune überhaupt denkmalgeschützt gewesen sei (Hinweis d. Verf.: Warum
hat die Denkmalschutzbehörde den Abriss dann noch im April 2023 abgelehnt?). Herr Reckling meint, der Denkmalschutz hätte sich nur auf das Ensemble (Dreiseitenhof Mengel) bezogen, ein
Boardinghouse, das diesem architektonischen Konzept entspräche, würde dem Denkmalschutz also nicht entgegenstehen.
Thomas Rautenberg (Dagobertshausen)
Bericht Lokale Agenda Nachhaltige Stadtentwicklung am 02.05.2024
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