Moderation DAGO 2021

20.05.2021 Ortsbeirat (OBR) beschließt Moderation

Der OBR beschließt mit den Einwohner*innen des Stadtteils über Zielsetzungen und Veränderungen sowie die vorrangigen Vorhaben für gemeinschaftsbildendende Maßnahmen unter Einschluss auch der konfliktbehafteten Themen wie Umbauten im Dorfkern und den Umgang mit den verschiedenen gewerblichen Betrieben eine Moderation zu beginnen. Der OBR beantragt die Bereitstellung von entsprechenden Finanzmitteln für die zeitnahe Durchführung und die Beauftragung eines / einer externen Moderator*in (geplanter Beginn des Prozesses im Sommer d.J. und Abschluss zum Ende d.J.).

 

In einem Schreiben des Oberbürgermeisters vom 18.05.2021 an den OBR (dass der OV Peter Reckling in der OBR-Sitzung am 20.05.2021 vorgetragen hat) heißt es u.a.: "Die Stadt selbst wird keine aktive Rolle in dem Moderationsprozess übernehmen." Schon bei dem Mediationsversuch des letzten Jahres hieß es in einem Schreiben vom 25.02.2020 (s. unten) ganz ähnlich: "Eine aktive Beteiligung seitens des Magistrates und der Verwaltung ist jedoch ausdrücklich nicht vorgesehen." 

Wenn es aber bei der nun anstehenden Moderation auch um stadtplanerische Fragen der Entwicklung des Ortskerns von Dagobertshausen gehen soll  - s. auch Protokolle OBR vom 20.05.2021 - wie kann es dann ohne Stadt und Verwaltung zu einem vernünftigen Ergebnis kommen? Immerhin heißt es aber in dem Schreiben auch: ... die Stadt wäre bereit, dieses Verfahren zu finanzieren und in einer neutralen Rolle beratend zu begleiten. Darauf folgt ein Hinweis auf die zuständigen Fachdienste.

 

Zu den an dem Prozess zu beteiligenden Akteuren werden im o.g. Schreiben bereits konkrete Erwartungen formuliert, genannt werden (abschließend): Vereine, Gruppierungen, interessierte Einwohner*innen von Dagobertshausen  und Gewerbetreibende.

 

Werden sich Letztere (Hofgut, Reitsportanlage etc.) tatsächlich an dem Prozess der Moderation beteiligen? Optimistisch betrachtet könnte man diese Frage bejahen, schließlich hieß es zuletzt in einem Zeitungsartikel der OP vom 19.05.2021 (Stadt genehmigt umstrittenes Bauprojekt in Dagobertshausen): "''Für einen sachlichen und konstruktiven Austausch – insbesondere mit dem Ortsbeirat – sind wir nach wie vor offen', teilte Stephan Bretz, Justiziar von Vila Vita und Vertreter der Eigentümer-Familie Pohl mit." Andererseits hatten die Betriebe bei dem vorangegangenen und gescheiterten  Versuch einer Mediation wohl Bedenken geäußert (s.u.: Schreiben der Stadt vom 19.03.2020).

 

Werden also aus einem evtl. stattfindenden Austausch mit den örtlichen Gesellschaften auch Zugeständnisse an die Dagobertshäuser Bevölkerung resultieren? Hier dürften bezogen auf das Bauvorhaben Hof Mengel wohl eher Zweifel angebracht sein, denn im zuvor benannten Artikel hieß es auch: "Das Unternehmen hält daran fest, das Bauprojekt (Hotel Mengelhof) im beantragten und genehmigten Umfang umzusetzen." Das würde bedeuten, dass sich eine Moderation lediglich noch auf  den Betrieb dieser Einrichtung beschränken würde. Evtl. getroffene Absprachen würden aber vielleicht genauso wenig eingehalten, wie die vormals getroffene Vereinbarung (maximal 3 Großveranstaltungen im Jahr) über den Betrieb der örtlichen Reitsportanlage.

 

Dann bliebe noch der Ansatz, über einen Bebauungsplan für den bisher nicht über-planten Innenbereich des Dagobertshäuser Ortskerns transparente Regelungen bzw. Festsetzungen hinsichtlich der Bebauung aufzustellen, um aufkommende Konflikte zu entschärfen (siehe Email von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN  Stadtverband Marburg an die Stadtteilinitiative). Zu dieser Möglichkeit hatte sich OV Peter Reckling in der Ortsbeiratssitzung vom 20.05.2021 allerdings skeptisch geäußert.

 

Wenn die Skepsis von Reckling zuträfe, wäre die Frage: Was könnte dann noch durch die geplante Moderation erreicht werden? Die Erwartungen der Initiatoren der Moderation sind mithin schon vor Beginn des Prozesses recht niedrig gehängt worden. Sollte das ganze womöglich in der Hauptsache der Befriedung der angeblich gespaltenen Bevölkerung dienen? Was das Hotelprojekt Mengelhof anbetrifft, so sind die Meinungen hierzu gar nicht mal so gespalten. Es gibt eigentlich niemanden im Ort, der das Projekt  so befürwortet. Das Risiko für den Ortsbeirat besteht daher darin, dass, wenn am Ende einer solchen Moderation nicht spürbare Erfolge (Verbesserungen) stehen, der Unmut in Dagobertshausen noch weiter wachsen könnte. Dieses Szenario würde eintreten, wenn es am Ende heißen sollte: Es sei zwar nichts Wesentliches dabei heraus gekommen, aber: trotzdem gut, dass man mal drüber gesprochen habe.



Rückblick: Mediation 2020

25.02.2020: Stadt bietet Mediationsverfahren im Stadtteil Dagobertshausen an

19.03.2020: Stadt zieht ihr Mediations-Angebot überraschend wieder zurück