Das seit 2011 im Dorfkern platzierte Hofgut Dagobertshausen expandiert beständig (z.B. Reitsportanlage Dagobertshausen, Restaurant Waldschlösschen Dagobershausen, Event- und Kulturscheune, Braufrisch-Brauerei, Gut-Geist-Destille, Pension Schlafgut, Parkplätze, landwirtschaftlicher Betrieb, Bergehallen) und verursacht strukturelle Probleme. Die Gesamtdimension ist an einem kritischen Punkt angelangt, da der ehemals ländlich geprägte Ort von ständig steigenden Großveranstaltungen (Landpartie, Erdbeerfest, Weihnachtsmärkte, Hochzeiten, Betriebsfeiern, Springreittuniere etc.) mit derzeit geschätzten 80.000 Besuchern im Jahresverlauf geradezu überschwemmt wird. Zu den Folgen gehören ein extrem hohes Verkehrsaufkommen, eine höchst problematische Parkplatzsituation und erhebliche Lärmbelastungen durch die Event-Veranstaltungen.
In Dagobertshausen ist im Durchschnitt an jedem 2. Abend des Jahres Party! Tendenz: Steigend!
Das Spannungsfeld Lebens- und Wohnqualität vs. wachsende Freizeitindustrie* des Hofgutkomplexes betrifft viele Bürgerinnen und Bürger ganz unmittelbar – im Hinblick auf die weitere Stadtteilentwicklung geht es uns alle an!
Luftaufnahme Dagobertshausen
2020 |
Geheimprojekt Neue Stall-Anlage (ca. 10 m breit/25 m lang) in unmittelbarer Nähe zur Reithalle |
2019
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Bauantrag (Um-)Nutzung in einen
großen Hotel-, Restaurant- und Konferenzkomplex sowie |
2018
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Erwerb des ehemaligen Mengel-Hofes, Im Dorfe 7 (historisches Herrenhaus und Scheune, Lagerhalle, Werkstatt, ehemaliger Schweinestall und Wohnbauriegel) |
Bis heute
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Event- und Kulturscheune (220 + 500qm Fläche) mit weitläufig angelegter Gartenanlage – Bewerbung als einzigartige Top-Event-und Tagungs-Location für bis zu 3000 Personen |
2015 |
Umnutzung der Eventscheune in Versammlungsstätte mit bis zu 350 Personen |
Ab 2014 |
Übernahme des Hofguts mit Eventlocation, Gästehaus, landwirtschaftlicher Produktion, Hofladen und Reitsportanlage von VILA VITA Marburg |
2012 |
Umbau eines Stall- und Scheunengebäude mit späterer Nutzung als großer Hofladen |
2012 |
Wohnhaussanierung und Umnutzung zu einer Pension Schlafgut |
2012 |
Umbau einer weiteren Scheune in sog. Kulturscheune – Umnutzung in Mehrzweckgebäude mit Hofladen, Lager, Ausschank- und Veranstaltungsraum für 40-80 Personen |
2010/2011 |
Umbau der ehem. Scheune in Eventscheune für weniger als 200 Personen mit Wohnbereich |
2010
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Erwerb des ehemaligen Scherer-Hofes (Im Dorfe 14) durch Fam. Pohl, MR: landwirtschaft-liches Gehöft incl. Wohnbereich, Scheunen und Stallungen, rd. 80 ha Betriebsfläche/Felder |
2020 2016 2012 |
Restauranterweiterung: Iglu-Erlebnis in der Winterzeit, in den Vorjahren Sommerlouge Kitchen-Club mit Showküche, eigener Bar und Dachterrasse Übernahme des Restaurant Waldschlösschen |
2018 |
Parkflächenerweiterung (genehmigt?) angrenzend an den Großparkplatz |
2015 |
Großparkplatz 1 ha: ca. 340 PKW und 10 LKW – für publikumsintensive Veranstaltungen Geteerter Fußweg zum Hofgut und zur Reitanlage |
2013/2014 |
Parkplätze: ca. 110 PKW für Hofgut (Event-, Kulturscheune, Waldschlösschen incl. Reithalle |
2018/2011 |
Bergehalle II neben der Zufahrt zur Bergehalle I |
2014/2015
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Reitanlagen-Erweiterung um 3,9 ha zur Durchführung hochklassiger Spring-Reitturnier-veranstaltungen; Reitplatz in Turniermaßen und vergrößerter Abreiteplatz; Genehmigung trotz ursprünglicher Bedenken des RP Gießen wg. A1-Fläche optimale ackerbauliche Nutzung |
2013/2014
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Errichtung einer Reitanlage von 4,3 ha (mit Dressur– und Springplatz Abreitplatz, Reithalle, Hippodrom) als Ergänzung der Gesamtkonzeption, landwirtschaftlicher Nutzung zur Futter- und Biolebensmittelproduktion, Umstellung auf ökologischen Landbau. |
Faktenlage Teil 1: Veröffentlichte Zahlen und Schätzung – Anzahl der Veranstaltungen und Besucher*innen der Freizeitindustrie Dagobertshausen für 2018
Ca. 250 Veranstaltungen mit ca. 80.000 Besuchern im Jahr – viel zu viel für einen kleinen Ort mit 350 Einwohnern!
Gibt man in die Suchmaschine von Google den Begriff 'Dagobertshausen' ein, präsentieren sich die ansässigen Gewerbebetriebe – Hofgut, Reitsportanlage, Waldschlösschen, neuerdings mit Iglu Erlebnis usw. – äußerst umfangreich und werbewirksam. Es kann und darf gefeiert werden, „ausgelassen“, durchgängig und in nahezu unbegrenzten Dimensionen.
Dass hier auch rund 350 Menschen leben, scheint im Bewusstsein der digitalen und kommerziellen Werbe-Welt keine Rolle zu spielen. Die Einwohner kommen nicht vor auf den Internetseiten, so als gäbe es sie gar nicht. So entsteht der Eindruck, als handele es sich bei dem Ort mit dem lustigen Namen einfach nur um einen riesigen Freizeitpark.
Wie in keinem anderen Stadtteil von Marburg wurden in Dagobertshausen in den zurückliegenden Jahren kulturhistorisch bedeutsame Liegenschaften und wertvollste Ackerflächen in Gewerbetriebe für den ländlich orientierten Massenkonsum mit angeschlossenen Parkflächen verwandelt. Immer wieder haben die Betriebe bzw. die dahinterstehenden Gesellschafter dabei einfach Fakten geschaffen, indem zum Beispiel Abrisse, Aufschüttungen und Umbauten an denkmalgeschützten Gebäuden ohne Bauantrag und Genehmigung vorgenommen wurden. Die dabei angefallenen erheblichen Bußgelder der zuständigen Behörden wurden anscheinend billigend in Kauf genommen, weil ihre Größenordnungen zwar durchaus beträchtlich waren, nicht aber im Verhältnis zur Finanzkraft der Investoren. Immer wieder wurden in dieser Weise „Fakten“ geschaffen, die dann regelmäßig durch nachträglich eingereichte Bauanträge und/oder die Zahlung von Bußgeldern, ordnungsrechtlich „geheilt“ wurden.
In der politischen Welt von Marburg drehte sich lange Zeit fast alles ausschließlich um diese Freizeitindustrie*, wenn das Thema einmal auf den kleinen Stadtteil kam. So konnte der Eindruck entstehen, dass die Entscheider aus Politik und Verwaltung über Jahre hinweg eine Expansion der örtlichen Freizeitindustrie nicht nur bedenken- und planlos zugelassen, sondern auch bewusst befördert haben. Bedenken haben die zuständigen Stadträte immer zurückgewiesen. Einwände seitens der Aufsichtsbehörde (Regierungspräsidium) gab zwischenzeitlich zwar, aber auch diese wurden entweder vor der Macht des Faktischen oder aus „übergeordneten“ Gründen zurückgestellt. Eine Stadt(teil)Entwicklung, die die Bedürfnisse der Wohnbevölkerung berücksichtigt hätte, hat es nie gegeben, stattdessen hat man die Investoren einfach mal machen lassen.